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Bielefelder Kinos
Universum / Universum Schildesche
Im Jahre 1926 war Karl Emil Schulte nach Bielefeld gekommen, zwei Jahre später, im November 1928, eröffnet er hier an der Zimmerstraße/Ecke Bahnhofstraße sein erstes Kino: das „Universum“. Schulte hatte sich in die Vereinshaus AG eingekauft, die hier seit 1907 das gleichnamige Veranstaltungszentrum mit Sälen, Gastronomie und Hotel betrieben hatte. Der umtriebige Kaufmann aus Essen hatte schon im März 1928 die „Kyffhäuser Lichtspiele“ am Kesselbrink von Sally Rothschild übernommen. Doch im September 1929 stellte er den Lichtspielbetrieb wieder ein. Aus einem gemeinsamen Kino-Projekt mit Sally Rothschild aus dem Jahr 1928 ist nichts geworden. Es blieb bei der Ankündigung eines „Europa-Palastes“.
Zur Eröffnung des „Universums“ mit 662 Plätzen in der ersten Etage des Gebäudekomplexes an der Zimmerstraße läuft der Greta-Garbo-Stummfilm „Anna Karenina“, im Beiprogramm zeigt das Kino den „Sensations-Schlager“ 1.000 PS mit Richard Dix. Für die richtige musikalische Untermalung sorgt das Stummfilmorchester Willy Latsch. 1930 entschließt sich
Schulte zum Einbau der Tonfilmtechnik. Auch bei Schulte sind die Stars zu Gast: Paul Kemp, Hans Albers, Luis Trenker, Harry Piel, Carola Höhn, Kristina Söderbaum oder Hildegard Knef.
1935 lässt Schulte das „Universum“ in eines der wenigen kombinierten Lichtspielhäuser und Varietés in Deutschland umbauen. In der Eröffnungsrevue am 20. Dezember 1935 treten das Berliner Wintergarten-Ballett, die Schauspielerin Charlotte Ander und der Conferencier Otto Schaller auf. Wieder sorgt das Orchester Willy Latsch für die richtige musikalische Stimmung. Durch einen Anbau Richtung Friedenstraße konnte Schulte die Platzkapazität von 662 auf 1.100 erhöhen. Auf 100 Quadratmetern Bühnenfläche ist viel Platz für Artistik und Kleinkunst.
Auch das „Universum“ fällt beim Bombenangriff vom 30. September 1944 in Schutt und Asche. Schulte und seine Beschäftigten helfen bei den Löscharbeiten. Er findet im August 1945 im Saal der Gaststätte Denker in Schildesche ein Ausweichquartier. Dort haben 510 Zuschauer Platz.
Zwei Jahre später, am 9. Mai 1947, ist auch das alte „Universum“ wieder spielbereit. 972 Gäste fasst der Saal, auch die Theater- und Varieté-Bühne geht wieder in Betrieb.
Die allgemeine Zuschauerentwicklung führt Schulte dazu, am 1. Dezember 1966 das „UT-Schildesche“ zu schließen. Am 28. Januar 1968 kommt auch das Aus für das große „Universum“. „Ein Haufen toller Hunde“ mit Sean Connery ist der letzte Film in dem traditionsreichen Haus. Es wird wenig später abgerissen.
Was mir bleibt, ist die Erinnerung an die Karl-May-Filme im „Universum“ und an Geschäftsführer Joseph Senger, der als Einlassportier in Uniform die Karten abriss. Und dann habe ich noch Teile der Schallplattensammlung aus dem Vorführraum geschenkt bekommen.
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