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  • AutorenbildFrank Bell

Klanggenuss vom Tonband anno 2021


Man nehme: eine herkömmliche Verstärkeranlage, sagen wir von Technics mit zwei Drei-Wege-Lautsprecherboxen von 1990, ein Tonbandgerät, sagen wir ein Magnetophon 12 A von Telefunken von etwa 1980 und diverse bespielte Tonbänder, sagen wir von 1990, und Muße.

Als erstes müssen Bandführungen und Tonköpfe mit Alkohol von etwaigem Staub und Bandabrieb befreit werden. Verstärker einschalten, Bandmaschine einschalten auf Geschwindigkeit 19 cm/sec, Band aus der Schachtel nehmen und auf den linken Teller legen, Vorspannband von links nach rechts in Bandführung ziehen und auf dem rechten Bandteller befestigen. Sessel passend vor den Lautsprechern platzieren.

Bandmaschine auf Wiedergabe schalten, zuhören, entspannen, die Gedanken kreisen lassen, genießen. Wenn die Musik gut aufgenommen wurde, ist der Unterschied zu einer CD oder einem Live-Stream nicht hörbar. Zu beobachten, wie die Bandteller sich mit dem Tonband bewegen, die Aussteuerungsinstrumente ausschlagen, hat etwas meditatives.

Zwischendurch die Augen schließen und sich auf die Musik konzentrieren, dann wieder auf die Bandmaschine blicken: Was für eine tolle Erfindung doch das Tonbandgerät ist, dessen Technik es erstmals ermöglichte, Schallaufnahmen in höchster Qualität aufzunehmen, zu bearbeiten und zu archivieren, also den Rundfunk, wie man ihn heute kennt, überhaupt erst möglich zu machen, lange bevor die CD auf den Markt kam.

Und wenn das Band durchgelaufen ist, muss man aufstehen, um es zurückzuspulen. Auch wenn man eine bestimmte Aufnahme auf dem Band sucht, muss man zum Gerät gehen und spulen, denn für Tonbandgeräte gibt es keine drahtlose Fernbedienung.

Nächstes Band einlegen, Wiedergabe einschalten, wieder Platz im Sessel nehmen und zurücklehnen, sich vom Klang der Musik forttragen lassen.

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